Sternbilder

Ein Blick auf den wolkenlosen Sternhimmel zeigt dem Betrachter eine Vielzahl an Sternen in bunter Mischung der Helligkeiten und unregelmässig am Himmel verteilt. Um einzelne Sterne über eine Zeitspanne zu beobachten muss man sie zuverlässig und daher möglichst einfach lokalisieren können. Schon frühzeitig haben daher die Menschen begonnen, die hellsten Sterne zu Gruppen zusammenzufassen, daraus entstanden die Sternbilder.

Damit konnte man sich wesentlich leichter am Himmel orientieren. Die Namen der Sternbilder des nördlichen Sternhimmels stammen zum großen Teil aus dem berühmten Almagest von Ptolemäus (~160 n.Chr.), der das Weltbild mit der Erde im Zentrum des Universums postulierte, das weit über 1 000 Jahre bis Kopernikus gelehrt wurde. Um nach dem Ursprung der Sternbilder zu forschen, muss man sehr weit, vor den Beginn unserer Zeitrechnung, zurückgehen.

Die Altsteinzeit ging mit dem Ausklang der letzten Eiszeit vor etwas mehr als 10 000 Jahren ihrem Ende entgegen. Danach wurde in zunehmend rascher Folge die Werkzeugtechnik entwickelt. Vor ca. 28 000 Jahren hatte man Messer, Schaber und Grabstichel aus Feuerstein, auch Speere, Pfeil und Bogen,Werkzeuge und Waffen aus Holz und Rentiergeweihen. Vor ca. 20 000 Jahren war die Technik der Feuersteinbearbeitung entwickelt, und hatte damit ihren Höhepunkt erreicht. Heute geht man davon aus, dass etwa zu dieser Zeit die ersten Sternbilder ihren Ursprung haben.

Die Namen die man für die Sternbilder gewählt hat mussten wohl zeitgemäss und einprägsam sein. So kamen die Tiere nicht zu kurz, neben Sagengestalten und Königen, hauptsächlich der griechischen Mythologie. Jeder, der heute in den in den wolkenlosen Nachthimmel blickt, erkennt den Nutzen der Sternbilder sehr schnell. Die Sterne hatten nicht nur einen ästhetischen Wert für den Menschen, sondern darüber hinaus, auch eine wichtige Orientierungs- und Kalenderfunktion. So zeigt uns heute der Nordstern, den man über den großen Wagen (Erklärung hier) leicht finden kann, nicht nur die Nordrichtung sondern auch die geographische Breite an auf der wir uns befinden (vor 13 000 Jahren war der Nordstern die besonders helle Wega in der Leier).

Man kann sich vorstellen, welche Bedeutung das für die Nomaden hatte, also schon vor der Zeit in der sich der Mensch zu Ackerbau und Viehzucht niederließ. Dass der Nordpol auch die geographische Breite anzeigt, hat man allerdings erst im 17. Jahrhundert herausgefunden, als die Seefahrt Navigationshilfen brauchte.

Die Ermittlung von Jahreszeiten und Erntezeiten anhand der Stellung der Gestirne hat z.B. im alten Ägypten am Frühaufgang des Sirius (hellster Stern des Sternenhimmels) vor der Sonne, eine wichtige Rolle für die Landwirtschaft gespielt, da diese Konstellation die Regenzeit ankündigte, die für die Nilüberschwemmung sorgte, die den kostbaren Nilschlamm angespült hat. Noch heute spricht man auch noch bei uns von den Hundstagen im hochsommerlichen August. (Der Sirius steht im Sternbild des großen Hundes.)

Der nördliche sowie der südliche Himmel haben je 44 Sternbilder. Die nördlichen wurden zum großen Teil von den alten Griechen festgelegt, kein Wunder also, dass sie die Gelegenheit benutzt haben ihre Helden und Götter unsterblich zu machen. Der große Wagen den heute fast jeder kennt, gehört in das offizielle Sternbild des großen Bären, er ist also nur eine volkstümliche Variante sozusagen, die es übrigens im angelsächsischen Bereich mit „big dipper“ also „großer Schöpflöffel“, auch gibt. Von den 88 Sternbildern hatten 12 in der Vergangenheit eine besondere Bedeutung, da sie entlang der sogenannten Ekliptik , also der Bahn welche die Sonne im Laufe eines Jahres scheinbar beschreibt, angeordnet sind.

Es sind dies: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische.

Da 7 dieser Sternbilder nach Tieren benannt sind, spricht man auch vom Tierkreis oder Zodiakus (griech.= Tierkreis). Bei der Einführung dieser Namen vor ca. 2 000 Jahren lag der Frühlingspunkt im Widder, deshalb stößt man heute noch auf die Bezeichnung Widderpunkt, obwohl er sich heute durch die Veränderung der Schräglage der Erde im Sternbild der Fische befindet, und in den kommenden Jahrhunderten in den Wassermann wandert.

Die Sternbilder waren auch wichtig für die Astrologie, die ca. 2 000 Jahre vor Chr. bei den Babyloniern ihren Anfang nahm. Man hat zu dieser Zeit (wie auch heute noch) der Stellung von Sonne, Mond und der Planeten, einen Einfluss auf den Menschen zugetraut. Besonders wichtig war der Stand der Sonne bei der Geburt eines Menschen. Wenn man im Zeitraum zwischen dem 21.03 und 19.04. 2000 vor Chr. geboren wurde, stand die Sonne im Widder. Auch heute 4 000 Jahre später, gelten bei den Astrologen noch dieselben Zuordnungen, obwohl sie, wie gesagt, seit langem nicht mehr stimmen. Würde man die in den 4 Jahrtausenden eingetretenen Veränderungen korrigieren, so müssten die Astrologen ihren Widder-Anhängern sagen, dass sie in Wirklichkeit Fische sind, und die Fische Wassermänner usw. Wenn ein Planet, z.B. Mars, astrologisch im Löwen steht, so steht er in Wirklichkeit im Krebs.

Nicht nur die Sternbilder haben Namen, auch viele der hellen Sterne wurden mit Eigennamen bedacht. Die Namen stammen wohl aus der Blütezeit der antiken Astronomie. Es gibt besonders viele arabische Bezeichnungen. Wie Aldebaran im Stier oder Mizar im großen Wagen, Atair im Adler, Deneb im Schwan und viele andere mehr. Am südlichen Himmel sind nur wenige Sterne mit Namen belegt worden und einer unter ihnen ist Canopus im Sternbild Carina (Kiel des Schiffes), der nächst hellste Stern des Himmels nach Sirius. Nach Johannes Bayer (1572-1625) bezeichnet man die Sterne mit einem griechischen Buchstaben und dem lateinischen Namen des Sternbildes in dem er steht. Die Reihenfolge der Buchstaben in einem Sternbild entspricht etwa der Helligkeit der Sterne. Alpha steht meistens für den hellsten Stern eines Sternbildes, dann folgen Beta, Gamma, Delta usw.

Und nun noch 2 Beispiele über die Entstehung von Sternnamen und Sternbildern.

 

Sternbilder, Sternnamen und die Mythologie

Castor und Pollux

500 Jahre vor unserer Zeitrechnung sollte Simonides nach Platons Beschreibung, ein weiser und göttlicher Mann, ein Loblied verfassen zur Erinnerung an einen siegreichen Wettkampf eines Faustkämpfers mit Namen Skopas. Das tat der Poet auch. Der geehrte Streiter war jedoch mit der Arbeit nicht zufrieden, handelte das Stück doch zum großen Teil nicht von den Ruhmeskämpfen des Sportsmannes, als vielmehr von den Zwillingsgöttern Castor und Pollux. Skopas, der Mindergelobte reagierte säuerlich und beschied dem Dichter, er werde nur einen Teil des vereinbarten Honorars zahlen, den Rest könne er sich ja bei den beiden Olympiern holen. Dennoch wurde Simonides zum Bankett eingeladen, das der Faustkämpfer sich zu Ehren gab. Mitten im festlichen Treiben rief ihn der Türhüter aus dem Saale, zwei Männer seien eingetroffen, die ihn zu sprechen wünschten. Draußen angekommen suchte der Dichter allerdings vergeblich, niemand wartete auf ihn. Während er sich noch umschaute, fiel plötzlich im Festsaal die Decke herab, und begrub Skopas samt seinen Gästen unter sich. So entkam Simonides als einziger dem Tod. Man sagte, die Götter Castor und Pollux hätten sich auf diese seltsame Weise bei ihm bedankt.

Der Sage nach sind Castor und Pollux ein ungleiches Brüderpaar. Pollux ist der Sohn von Zeus und Leda, der er sich in Gestalt eines Schwans genähert hat. Das Sternbild Schwan findet man am Sommerhimmel. In der gleichen Nacht als Zeus Leda aufsuchte empfängt diese von Ihrem rechtmässigen Gatten ebenfalls einen Sohn nämlich Castor.

Pollux ist als Sohn des Zeus ein Halbgott und damit unsterblich. Castor dagegen ist ein Menschensohn und damit sterblich. Beide Brüder verbindet jedoch eine innige Liebe. Als Castor im Kampf getötet wird, bittet Pollux seinen Vater Zeus inständig seinen Bruder auch in den Olymp aufzunehmen. Zeus verweigert dies, stellt ihm aber anheim, entweder allein im Olymp zu verbleiben, oder einen Tag im Olymp und einen Tag im Hades, der Unterwelt zu verbringen. Pollux entschied sich für letzteres. Zur ewigen Erinnerung an diese Bruderliebe, wurden beide an den Himmel gesetzt.

Coma Berenice

Dieses Sternbild erhielt seinen Namen durch den Astronomen Konos in der Zeit des ägyptischen Königs Ptolemäus Euergetes im 3. Jahrhundert vor Christus. Dieser hatte einen Sieg über seine Feinde erfochten, zum Dank dafür legte seine Gemahlin Berenice ihr prachtvolles Haar in einem Tempel nieder. Von dort verschwand es auf geheimnisvolle Weise. Konos machte einen Mythos daraus, und interpretierte: Venus habe die Haare durch einen Sendboten abgeholt, und die Weisung gegeben junge Menschen, insbesondere Verlobte, sollten diesem Gestirn wohlriechende Salben opfern. Coma Berenice ist das einzige Sternbild, das mit genauem Datum nachzuweisen ist, nämlich 247 v. Chr.

Von den 44 Sternbildern der nördlichen Hemisphäre sind wohl kaum ein halbes Dutzend nicht in die griechische Sagenwelt einbezogen. Allein die 8 Sternbilder Herkules, Löwe, Hydra, Krebs, Stier, Drache, Adler und Pfeil, dazu die Milchstraße, gehören dem Sagenkreis um Herkules, (Herakles) dem bekanntesten und berühmtesten Helden der griechischen Antike an.

Die Sagengestalten um die Sternbilder Pegasus, Andromeda, Cassiopeia, Perseus und Cepheus

Die Sternbilder entstammen dem griechischen Sagenkreis um Perseus, der in groben Zügen folgendem Muster folgt.

Ein König hatte eine Tochter. Das Orakel prophezeit ihm, dass sie einen Sohn gebären wird, der ihn töten wird. Der König sperrt daraufhin seine Tochter in ein unterirdisches Gemach. Zeus verwandelte sich in goldenen Regen und drang so durch die Decke des Gewölbes und nahm sie zur Frau. Als sie dann einen Sohn gebar, sperrt sie der König samt Kind in eine Truhe, und warf diese ins Meer. An einer Insel gestrandet, fand der Bruder des Königs die Truhe, öffnete sie und nahm sie mit in sein Schloss. Die Tochter mit Namen Danae erholte sich schnell und fand wegen ihrer Schönheit und edlen Denkweise schnell Anerkennung im Lande. Ihr Sohn, der den Namen Perseus bekam, wuchs indessen zu einem kräftigen und mutigen Jüngling heran.

Der Bruder des Königs wollte Danae heiraten und wollte ihren Sohn Perseus aus ihrem Leben entfernen. Zu diesem Zweck verlangte er von Perseus, das Medusenhaupt zu beschaffen. Medusa hatte ein so schreckliches Gesicht, dass jeder bei ihrem Anblick zu Stein erstarrte. Mit der Hilfe der Götter gelang es Perseus jedoch, Medusa den Kopf abzuschneiden und aus dem dabei vergossenen Blut soll dann Pegasus entstanden sein. Auf dem Flug in seine Heimat, mit seinen Flügelschuhen, kam er nach Äthiopien. Dort herrschte eine Königin mit Namen Cassiopeia. Sie wollte schöner sein als die Meerjungfrauen und stand daher unter dem Fluch, dass jeden Tag ein Meeres-Ungeheuer an Land kam, um sich einen Menschen zu holen. Der Fluch konnte nur durch das Opfer ihrer schönen Tochter Andromeda aufgehoben werden. Da zwangen die Bürger ihren König Cepheus, Andromeda zu opfern. Man fesselte sie an eine Felswand an der Küste, um sie dem Tod preiszugeben. Als nun Perseus auf seinem Flug das Mädchen an dem Felsen sah, erkundigte er sich nach ihrem Schicksal, tötete das Seeungeheuer und heiratete schließlich Andromeda.

Perseus hatte danach noch viele Kämpfe zu bestehen, um seine Gemahlin und seine Mutter zu verteidigen. Mit dem Medusenhaupt verwandelte er jedoch alle seine Gegner in Stein. Nach der Heimkehr von Perseus, erinnerte sich der König an den Orakelspruch und machte sich unerkannt und in aller Stille auf und davon, um seinem vom Orakel vorhergesagten Schicksal zu entgehen und vor Perseus sicher zu sein. Bei einem großen Wettbewerb, zu dem auch der unerkannte König unter den Zuschauern weilte und bei dem Perseus am Diskuswerfen teilnahm, entglitt ihm der Diskus und tötete einen Mann in der Menge: es war der geflohene König.

Willy Mahl 08.08.2000; 12/2003


Letzte Änderung am 2009-Mar-15

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