Die Bahn des Mondes
Am 15.12.2005 war Wintervollmond und er hatte eine eigentümliche Besonderheit. Er stand außerordentlich hoch am Nachthimmel, dies hatte zur Folge, dass der Vollmond 16 Stunden und 46 Minuten über dem Horizont war. Am 16.12. hatten wir die längste Vollmondnacht, die überhaupt möglich ist!
Tatsächlich war er bei seinem Durchgang durch den Meridian nur ca. 20° unterhalb des Zenits für die Beobachter unserer geographischen Breite. Nach dem Kosmos Himmelsjahr hatte der Mond am 16.12. eine Deklination von +28,3°. Die max. Deklination der Ekliptik ist +23,4° und entspricht der Neigung der Erdachse zu ihrer Bahn. Was ist der Grund für diese außerordentliche Stellung? Nun, es gibt 2 Gründe dafür, die wir hier erläutern wollen.
Der erste Grund ist die bekannte Tatsache, dass der Wintervollmond immer am höchsten steht, weil die Sonne ihren niedrigsten Stand erreicht hat. Da der Vollmond in Opposition zur Sonne steht, erreicht er zu diesem Zeitpunkt seinen höchsten Stand. Das ist aber nichts aussergewöhnliches und findet jedes Jahr statt.
Warum es Unterschiede in der Höhenstellung des Wintervollmondes gibt, verstehen wir, wenn wir uns die Eigenschaften der Mondbahn etwas genauer anschauen.
Wie die Planeten bewegt sich der Mond immer in der Nähe der Ekliptik, also der Erdbahn, dabei entfernt er sich nie mehr als 5° von ihr. Seine Bahn ist um diesen Winkel zur Ekliptik geneigt. Während eines Monats, also einem Umlauf, überschreitet er daher die Ekliptik 2 mal Eine Hälfte verbringt er nördlich und die andere südlich. Die Punkte in denen der Mond die Ekliptik überschreitet nennt man Knotenpunkte. Man unterscheidet aufsteigende und absteigende Knoten. Die Erde nimmt auf ihrer Jahresbahn die Bahn des Mondes mit um die Sonne herum. Die Knotenlinie der Mondbahn zeigt dabei allerdings nicht immer auf denselben Punkt des Fixsternhimmels, aber sie behält auch in Bezug auf die Sonne nicht ihre Stellung bei. Wenn sich der Mond entlang seiner Bahn in Richtung absteigenden Knotens bewegt, bewirkt die Anziehungskraft der Erde, dass der Mond auf die Ebene der Ekliptik herabgedrückt wird, so dass er diese etwas eher erreicht als er es ohne den Einfluss der Erde tun würde. Der analoge Mechanismus findet beim aufsteigenden Knoten statt.
Das führt dazu, dass sich die Knoten bei jedem Umlauf des Mondes um einen kleinen Betrag nähern, ihm also entgegengehen. Das heißt, die Knotenlinie ist langsam rückläufig, man spricht daher auch von der regressiven Bewegung der Knoten. Die Knotenlinie bewegt sich also entgegengesetzt zur Mondbewegung und vollendet einen Umlauf von 360° in 18,6 Jahren.
Der Vollmond steht am Himmel immer der Sonne gegenüber. Aus diesem Grund steht er im Winter hoch am Himmel, im Sommer dagegen deutlich näher am Horizont. Als Faustregel kann man sagen, der Vollmond steht immer dort am Himmel, wo die Sonne ein halbes Jahr später stehen wird.
In Intervallen von 18,6 Jahren fällt der aufsteigende Knoten mit dem Frühlingspunkt zusammen. Das ist der Zeitpunkt,wenn der nördlichste Punkt der Mondbahn 5° über der Ekliptik steht, und der südliche Punkt 5° darunter.
Das bedeutet, dass der Wintervollmond noch 5° über der nördlichsten Position der Ekliptik steht, also der Sonnenstellung am längsten Tag des Jahres. In dieser Zeit geht dann der Mond nur noch für wenige Stunden unter, während er im Sommer darauf, wenn er sich 5° unter dem Punkt befindet, den die Sonne am kürzesten Tag des Jahres einnimmt, nur für ein paar Stunden um Mitternacht sichtbar ist.
Gute 9 Jahre später, wenn die Knotenlinien ein halbe Umdrehung gemacht haben, ändern sich die Verhältnisse wesentlich. Der Wintervollmond steht dann 10° tiefer am Himmel wie vor 9 Jahren und der Sommervollmond steht 10° höher.
Die Bahn des Mondes ist, ebenso wie die Planetenbahnen eine Ellipse. Den erdnächsten Punkt nennt man das Perigäum. Das Perigäum der Mondbahn wandert im Laufe der Zeit weiter in derselben Richtung wie der Mond selbst, das Perigäum ist rechtläufig und macht in 8,9 Jahren einen vollen Umlauf.
Willy Mahl 16.12.2005
Letzte Änderung am 2009-Mar-15
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!